BURKHARD ZANDER · ATELIER FÜR CEMBALO UND CLAVIER

Cembalo Dulcken
Philharmonie Köln

Vorlage

Historisch orientierter Nachbau eines zweimanualigen Cembalos nach Johannes Daniel Dulcken in Antwerpen um 175o, in der äußeren Erscheinung französischer Instrumente des 18. Jh., angefertigt für die Kölner Philharmonie.

Disposition und Saitenmensur

Tonumfang von fünf Oktaven von FF – f3, Transponiereinrichtung für drei Tonhöhen 392 / 415 / 440 Hz durch Verschieben der Tastaturen, französische Disposition mit 2 x 8’ und 4’ Register mit Schiebekoppel und Lautenzug auf dem oberen Manual. Saitenmensur von 36 cm beim c2 im längeren 8’ Register. Gewicht ohne Unterbau: 65 kg.
Äußere Abmessungen: Länge 256 cm   Breite 97 cm   Höhe 27,5 cm.

Biographie und historisches Umfeld

Johannes Daniel Dulcken war Begründer einer Instrumentenbauerfamilie im 18. Jh von damaligem Weltrang. Dieser wurde in einem Pastorenhaus in Wingeshausen geboren (17o6) und ist als junger Mann in Maastricht nachgewiesen. Seine wichtige Schaffensperiode begann 1738 in Antwerpen, wo später sein Schüler J.P.Bull bekannt wurde. Er starb bereits 1757 im Alter von 51 Jahren.
Der Musikgelehrte Charles Burney schrieb in seinen Reiseberichten: „The harpsichordmaker of the greatest eminence after the Ruckers was J. D. Dulcken. He was a hessian.“ Zwei Söhne haben den Cembalobau in Amsterdam und Brüssel weitergeführt, ein Enkel, Louis Dulcken war seit 1778 in München bekannt als Hersteller von Fortepianos. Ein originales und spielbereites Hammerclavier von dessen Hand befindet sich im Besitz des Westdeutschen Rundfunks.

Fünf einmanualige und fünf zweimanualige Cembali von J. D. Dulcken haben sich aus dem Zeitraum von 1745 – 1755 erhalten. Sie bezeugen eine folgerichtige Weiterentwicklung der sehr viel kleineren Antwerpener Cembali des 17. Jhts. und führen zu Instrumenten von großer Länge und Breite.

Die Rokokofassungen seiner Instrumente stehen in eigenartigem Gegensatz zur gestreckten Linienführung und waren möglicherweise dem Geschmack seiner Kunden geschuldet.

Aufgrund seiner calvinistischen Geisteshaltung war Dulcken vielleicht auch bestrebt, sich vom französisch dominierten Geschmack seiner Zeit und von den opulenten Pariser Modellen der Blanchet, Hemsch, Goermans, Dumont sowie anderer Hersteller zu unterscheiden. Diese beriefen sich zwar auch auf flämische Vorbilder, gingen die Umfangserweiterung aber völlig anders an und gewannen Platz für zusätzliche Töne eher durch Verringerung der Saitenabstände. Das Volumen frz. Instrumente beruht demnach auch auf kompakten Gehäusen, die, anders als bei Dulcken nicht in der Länge sondern in der Höhe anwuchsen. Auch orientierten sich diese vielmehr am höfischen Geschmack der höfischen Gesellschaft, und produzierten opulente Dekors sowie aufwändige Fußgestelle gemäß wechselnden Moden der Zeit, solange bis die französische Revolution den Niedergang des Cembalos einläutete und dem eher bürgerlichen Fortepiano den Weg ebnete.

Fußgestell und Dekor des Cembalos

Vollständig zerlegbares Fußgestell im Stil Louis XIV mit zwei Rahmen aus frz. Nußbaum und neun profilierten Beinen. Traditioneller Farbaufbau am Gehäuse mit Kreidegrund, Farbanstrichen, lasierendem Auftrag von Lacken  und Schellackmattierung. Farbton außen: schwarzgrün mit Auflage von Blattgold 23 Karat, farbige Einlagen und Blattvergoldung bei den Säulen des Fußgestells. Farbton auf der Innenseite der geöffneten Deckel: Zinnoberrot, mit Blattgold gerahmt. Malerei auf dem Resonanzboden nach modifizierter Vorlage eines Dulcken-Cembalos von 1745, ( Wien) von Elisabeth Engelbrecht in Winsen a.d.Luhe, 2011.

Materialauswahl und Details der Ausstattung

Zahlreiche Hölze aus ganz Europa sind zum Einsatz gekommen, insbesondere Pappel- und Weidenholz für das Gehäuse aus Holland, der Resonanzboden ist von uraltem Fichtenholz aus der Schweiz gemacht. Stimmstock aus Eiche, Stege und Rechen aus Buche, Claviaturen aus Lindenholz, belegt mit Knochen, Mooreiche und Ebenholz, die Tastenfronten verziert mit einem Motiv aus Pergamant auf dunkelrotem Karton. Verwendung von französischem Walnussholz bei Fußgestell, Notenpult, und im Claviaturraum. Spezielle Eisen- Messing- und Kupfersaiten für die lange Saitenmensur, Springer  aus Birnbaum mit Kunststoffplektren aus Delrin, handgefertigte Stimmwirbel in drei verschiedenen Größen, gedrechselte Registerknöpfe aus Schlangenholz, an den Deckeln gegossene Messingscharniere nach Mustern von Dulcken.

Deutz am Rhein 2012, Cembalo Nr. 48

Im Mai 2015 ist bei der deutschen Grammophon eine CD unter Verwendung dieses Instrumentes mit dem Cembalisten Mahan Esfahani erschienen.

Referenz: Blanchet 2011

Detailansicht – weitere Bilder folgen.

 

Weitere Referenzen (Auszug)

Cembalo Ruckers ‚Grand Ravalement’ Hochschule für Musik und Tanz Köln 2017
Cembalo Ioannes Couchet 1645 In Privatbesitz 2017
Cembalo Blanchet double Mozarteum Salzburg 2014
Clavichord 5 Oktaven Hochschule für Musik Hannover 2013
Cembalo Blanchet double Folkwang Universität der Künste, Essen und Duisburg 2011
Cembalo Couchet single Braunschweiger Dom 2004
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